Nachruf

Nachruf auf Margarete Längsfeld

Das Porträt entstand vor einigen Jahren in Wolfenbüttel
(© Ebba D. Drolshagen)

Dieser schöne Nachruf auf Margarete Längsfeld stammt von ihrer Kollegin und Tochter Sabine Tatz:

Unsere wunderbare, altgediente Übersetzer:innenkollegin Margarete Längsfeld ist am 3. August 2023 nach einem langen, zuletzt sehr mühsam gewordenen Weg endgültig sanft und friedlich eingeschlafen. Zu Hause, auf eine für sie sehr stimmige Weise, bis zuletzt großartig umsorgt von Mike, ihrem „Ehemenschen“, wie sie ihn nannte, und ohne den in den letzten Jahren überhaupt nichts mehr möglich gewesen wäre.

Margarete wurde 87 Jahre alt und übersetzte seit den Sechzigerjahren über zweihundert Titel aus dem Englischen ins Deutsche. Sie hat Audre Lorde und auch Victoria Holt übersetzt, Kazuo Ishiguro und Rosamunde Pilcher, Carol Shields, natürlich ihre geliebte Rita Mae Brown, Gita Meta und viele, viele, viele mehr. Nach dem vor 10 Jahren erlittenen Hirnschlag übersetzte sie noch zwei Rita Mae Brown-Titel, unverdrossen und mit nur einer Hand. Ein Diktierprogramm wollte sie nicht mehr erlernen. Das letzte, was sie übersetzte, waren drei Gedichte des großartigen Malers, Musikers und Autors Cevin Coyne, erschienen 2020 in dem sehr zu empfehlenden Gedichtband „Die Gedichte stehen zwischen den Zeilen“ mit Arbeiten von Jürgen Huber und Cevin Coyne. Meine verwegene Theorie lautet, dass gerade die damals schon beginnenden Nebelschwaden in ihrem Kopf ihr einen sehr unmittelbaren, fast radikalen Zugang zu Coynes absurder Lyrik ermöglichten.

Ich melde mich hier heute nicht in erster Linie als Margaretes Tochter zu Wort, sondern als ihre Schülerin. Sie ebnete mir den Weg ins Übersetzen und stand mir bei den ersten Titeln geduldig und liebevoll als Lektorin zur Seite. Wir haben immer wieder auch gemeinsam Projekte übersetzt, Amitav Ghosh zum Beispiel, Malala Yousafzai oder Sara Gruen, und ich habe es ihr zu verdanken, dass ich auch beruflich heute da stehe, wo ich bin. Wer immer Geschichten über und mit Margarete weiß und Lust hat, sie mit mir zu teilen, ich würde mich freuen. [Wer das tun möchte, kann sie an info@freundeskreis-literaturuebersetzer.de schicken, wir leiten sofort an Sabine Tatz weiter.]

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